Ein Rückgang von 109 auf 86 Ansiedlungen aus dem Ausland – wie schätzen Sie das Ergebnis im Corona-Jahr ein?
Sonja Wollkopf Walt: Das sind ein Fünftel weniger Firmen. Angesichts der globalen Pandemie ist das Ergebnis deutlich besser als erwartet. Ein Klima der Unsicherheit ist per se Gift für internationale Investitionen von Unternehmen. Gepaart mit den starken Kontakt- und Reisebeschränkungen haben wir beim Halbjahr noch mit einer Einbusse von dreissig, vierzig Prozent oder noch mehr gerechnet. Besonders erfreulich ist vor allem auch, dass diese Unternehmen während einer globalen Krise Arbeitsplätze schaffen.
Balz Hösly: Die gut gefüllte Projekt-Pipeline, die langfristig aufgebauten, soliden Netzwerke im Ausland und die nachhaltig gute Arbeit der GZA und ihrer Partner haben wesentlich zur «Schadensbegrenzung» beigetragen. Es zeigt sich, dass zwei wichtige Standortvorteile der Schweiz und des Wirtschaftsraums Zürich – nämlich Stabilität und Verlässlichkeit – in Zeiten globaler Verwerfungen Gold wert sind. Das dürfte auch nach Abklingen der Pandemie so bleiben.
Wie hat Corona die Arbeit der GZA verändert?
Wollkopf Walt: Das GZA-Team musste sich quasi neu erfinden. Denn mit den ersten Lockdowns auf der ganzen Welt brachen praktisch über Nacht alle Tätigkeiten weg, mit denen wir «normalerweise» Unternehmen akquirieren: Kundenmeetings, die Teilnahme an Konferenzen, das Organisieren von Veranstaltungen in unseren Fokusmärkten, Delegationsbesuche im Wirtschaftsraum. Nach kurzer Schockstarre haben wir als Team, aber auch jede und jeder Einzelne neue Ansätze entwickelt und bisher nicht voll genutzte Instrumente ausprobiert – vor allem im digitalen Bereich.
Zum Beispiel?
Wollkopf Walt: Wir mussten alles auf virtuelle Kanäle bringen. Onlinemeetings mit bestehenden Kunden sind vergleichsweise einfach. Eigene Veranstaltungen mit hochkarätigen Experten für potenzielle Investoren oder Matchmaking-Meetings rund um Messen und Konferenzen sind schon anspruchsvoller. Am schwierigsten ist es, komplett neue Firmenkontakte aufzubauen. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit zielgerichteten Anzeigen auf Google und LinkedIn gemacht. Die Pandemie hat der Digitalisierung unserer Vertriebs-, Marketing- und Kommunikationsaktivitäten enormen Schub verliehen. Und wir haben GZA-intern noch intensiver markt- und bereichsübergreifend gearbeitet.
Wie wird Covid19 den Standortwettbewerb verändern?
Hösly: Die Krise hat uns allen deutlich vor Augen geführt, wie global und vernetzt das Weltwirtschaftssystem tatsächlich ist – und die Schweiz ist besonders stark international vernetzt! Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sind Angebot und Nachfrage gleichzeitig und überall auf der Welt eingebrochen. Internationale Lieferketten haben sich als fragil herausgestellt. Unternehmen könnten in Zukunft ihre Zuliefer- und Produktionsbasis näher zu sich nehmen und ihre eigenen Standorte noch stärker diversifizieren. Nicht nur geografisch, sondern auch funktional. Wenn internationale Unternehmen beginnen, ihre Schlüsselfunktionen abzusichern und teilweise zu duplizieren, könnte die Schweiz als etablierter Standort für Hauptsitze oder gewisse Unternehmensfunktionen (Forschung und Entwicklung, Finanzen, Recht, Supply-Chain Management etc.) profitieren.
Wollkopf Walt: Auch die bestehenden dynamischen Technologie-Ökosysteme von Weltrang in unserem Wirtschaftsraum dürften weiter gestärkt werden. Denn die Fülle an Talenten, die Kooperationsmöglichkeiten mit renommierten Hochschulen, die sprichwörtliche Stabilität der Schweiz und die Lebensqualität des Standortes werden bei zukunftsweisenden Unternehmen, die Talente brauchen und behalten wollen, gefragt bleiben. Der Wirtschaftsraum Greater Zurich Area ist auch in einer Zeit des Um-und Aufbruchs gut aufgestellt – unsere Positionierung als Wirtschaftsraum mit geballter Technologiekompetenz im verlässlichsten Umfeld Europas ist glaubwürdig, differenzierend und zukunftsfähig.
Im Mai hat der Zürcher Kantonsrat den Beitrag an die Finanzierung der GZA für vier Jahre verlängert. Wie ist das zu werten?
Hösly: Der Kantonsrat hat die Grundsatzfrage, ob der Kanton Zürich weiterhin ein professionelles Standortmarketing will, das aktiv attraktive Unternehmen und die besten Talente anziehen kann, mit Ja beantwortet. Er hat sich damit auch klar zu einer gemeinsamen, kantonsübergreifenden Vermarktung der Metropolitanregion Zürich im internationalen Wettbewerb bekannt. Soeben (März 2021) hat auch der Gemeinderat der Stadt Zürich den Finanzierungsbeitrag erneuert. Das sind beides schöne Vertrauensbeweise für die regionale Zusammenarbeit und auch für die GZA.
Welche Themen wurden kritisch diskutiert?
Hösly: Die Diskussion war überwiegend von Goodwill gegenüber der GZA geprägt – in ein paar Voten wurden aber auch grundsätzliche Fragen zur Notwendigkeit des Standortmarketings gestellt. Die GZA betreibt schon seit Jahren ein qualitatives Standortmarketing. Wir generieren also nicht Ansiedlungen auf Teufel komm raus, sondern suchen ganz gezielt Unternehmen, die mit ihrer Technologie, ihrem Geschäftsmodell zum Wirtschaftsraum passen und hier Mehrwert generieren. Wir fokussieren auf Unternehmen, welche die bestehenden Ökosysteme weiter stärken können und damit nachhaltiger machen. Unter dem Druck der Krise war auch ein gewisser «Kantönligeist» spürbar. Letztlich hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die GZA ein gemeinsames Projekt ist, von dem über die Kantonsgrenzen hinweg alle profitieren, weil unsere Arbeit die Wettbewerbsfähigkeit und Krisenresistenz des gesamten Wirtschaftsraums stärkt.
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