Delvitech existiert seit 2018, heute arbeiten Sie für Elektronikkonzerne. Wie wurden Sie so rasch zu einer Grösse im Markt der sogenannten automatischen optischen Inspektion AOI?
Roberto Gatti: Wir schaffen AOI-Technologie für die Produktion von Leiterplatten in der Elektronikindustrie. Dabei basieren unsere Algorithmen komplett auf fortschrittlichster künstlicher Intelligenz. Diese haben wir im Wirtschaftsraum Zürich selbst entwickelt – mit den besten Talenten und Forschungspartnern, die wir uns vorstellen können. Wir arbeiten mit dem weltweit für KI renommierten Dalle Molle Institute for Artificial Intelligence IDSIA in Lugano und mit der Fachhochschule Südschweiz SUPSI zusammen. Zudem haben Schweizer Investoren das Potenzial unserer Lösungen verstanden. Etwa werden wir unterstützt durch den Risikokapitalfonds TiVentures oder Credit Suisse Entrepreneur Capital.
Wie kann man sich die Forschungszusammenarbeit vorstellen?
Bei einem grossen Projekt definieren wir zu Beginn Teilprojekte und klären ab, was wir intern und was wir mit externen Partnern lösen. Unsere aktuelle Entwicklung 3IS ist eine revolutionäre AOI-Lösung, die komplett auf KI basiert; sie wird Anfang 2022 auf den Markt kommen. Deren optische Elemente wurden am SUPSI entwickelt, was ein wichtiger Innovationsfaktor ist: 3IS ist die erste AOI-Plattform, die flexibel in allen Prozessphasen einer industriellen Anlage mit nur einem optischen Kopf eingesetzt werden kann. Einmalig ist mithilfe unserer KI auch, dass 3IS einen Fehler findet, ihn analysiert und veranlassen kann, dass dieser vermieden wird.
Richten Sie sich hiermit schon auf die Pharma- und Nahrungsmittel-Industrie aus?
Zum Teil. Neben Elektronik sind diese zwei Bereiche die wichtigsten für den rasant wachsenden Markt der AOI-Anwendungen. 2023 starten wir im Pharma-, 2024 im Food-Sektor. Gemeinsam ist ihnen, dass die wichtigsten Regionen in Asien und Amerika liegen. Deshalb haben wir dort auch Dependancen. Europa ist auf Platz 3, wobei wir momentan beobachten, dass einige Unternehmen die Produktionen von Asien zurück nach Europa holen.
Bleibt Ihr Hauptsitz und R&D-Team trotz der sehr internationalen Ausrichtung in der Greater Zurich Area?
Ja, im Tessin arbeiten für uns mehr als 40 Fachkräfte, 16 im Bereich R&D. Im Schnitt rekrutieren wir momentan einen neuen Spezialisten pro Woche. 2022 werden wir wohl auf mehr als hundert Mitarbeitende im Wirtschaftsraum Zürich angewachsen sein. Dass der Standort weiterhin gesetzt ist, liegt erstens an der Nähe zu den Hochschulen. Zweitens haben wir in der Schweiz auch wichtige Unternehmenspartnerschaften wie etwa HP Fabrics aus dem Schwyzer Siebnen oder im Tessin Juri Elecctronica Industriale. Drittens ist die Region sehr attraktiv für Top-Talente aus nah und fern. Die Rekrutierung ist andernorts viel schwieriger.
Wie wichtig ist Swissness in Ihrem Geschäftsfeld?
Wir versprechen unseren Kunden, die Qualität, Effizienz und Präzision in ihrer Produktion durch Top-Innovationen zu erhöhen und die Vertraulichkeit in Bezug auf ihre Daten zu wahren. Die Schweiz ist für all diese Faktoren weltweit bekannt. Mit unserem Sitz in der Greater Zurich Area unterstreichen wir somit genau die Vorteile unseres Unternehmens.
Zur Person:
Roberto Gatti ist CEO des Unternehmens Delvitech SA mit Sitz in Mendrisio im Kanton Tessin. Das 2018 gegründete Start-up entwickelt für den Elektronikmarkt Technologie im Bereich der automatischen optischen Inspektion (AOI). So kontrollieren Delvitech-Plattformen in der industriellen Produktion die Qualität von Leiterplatten und analysieren Fehler. Delvitech arbeitet unter anderem für global tätige Elektronikkonzerne. Es existieren Dependancen in den USA und ab Ende 2021 auch in Indien.
Interview: Yvonne von Hunnius
Video
Luca Terzi, Senior Software Engineer, über seine Arbeit bei Delvitech und warum er sich für den Wirtschaftsraum Zürich als Arbeitsort entschieden hat:
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