Sonja, die Greater Zurich Area ist weltweit führend in Sachen Innovation. Was macht Ihrer Meinung nach die Region als Investitions- und Arbeitsstandort attraktiv?
Es liegt am Zugang zu Talenten – dieser Faktor ist heutzutage am Wichtigsten. Sowohl die INSEAD- als auch die IMD-Rankings bewerten die Schweiz als weltweit führend, wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, zu halten und zu fördern. Der Wirtschaftsraum Zürich verfügt mit der ETH Zürich über die beste Universität Kontinentaleuropas und Technologieführer wie Google, Microsoft, IBM, Oracle, Disney, Huawei, Johnson & Johnson, Biogen, Roche Diagnostics, ABB oder Siemens haben hier ihre Forschungsstandorte aufgebaut. Dazu kommen ein wirtschaftsfreundliches, stabiles Umfeld und eine sehr hohe Lebensqualität.
Wofür steht die Marke "Greater Zurich" für Sie als Geschäftsführerin der Standortmarketing-Organisation Greater Zurich Area AG (GZA)?
In der Greater Zurich Area findet man eine geballte Technologiekompetenz im stabilsten Umfeld Europas. Der Fundus technologischer Kompetenzen (Unternehmen, Talente, Universitäten, Weltklasse-Patente) in einem solch kleinen geografischen Gebiet ist einzigartig in Europa. Hinzu kommt die Stabilität und Verlässlichkeit der Schweiz – Faktoren, die gerade in Zeiten von Pandemie, Welthandelskonflikten usw. an Bedeutung gewonnen haben. Aufgrund dieser einmaligen Kombination an Standortvorteilen bietet die Greater Zurich Area internationalen Unternehmen einen echten Mehrwert und Sicherheit für ihre strategische Expansion.
Wie hilft die GZA dabei, Investoren und Talente in die Region zu bringen?
Die GZA unterstützt ausländische Unternehmen und Investoren kostenlos bei der Identifizierung und Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten im Wirtschaftsraum Zürich. Wir agieren als Vermittler, Türöffner, Ermöglicher. Wir weisen unseren Kunden den Weg durch das Ökosystem des Wirtschaftsraums Zürich und vernetzen sie mit relevanten Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten, Inkubatoren, Plattformen, Verbänden und Behörden. Selber gehen wir nicht gezielt auf Talente zu, aber es kommt hin und wieder vor, dass wir Talente und Unternehmen zusammenbringen.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Standortpromotion einer Metropolitanregion wie der Greater Zurich Area?
Wir sehen uns insbesondere mit zwei Arten von Herausforderungen konfrontiert:
- Die Greater Zurich Area ist umfasst neun Schweizer Kantone und ist damit ein sehr heterogener Wirtschaftsraum: Städte und Alpenregionen, Hightech- und traditionelle Industrien, sprachliche und kulturelle Unterschiede, unterschiedliche Steuerniveaus, etc. All diese Aspekte unter einer Marke zu vereinen, ist nicht immer einfach.
- Es besteht immer Erklärungsbedarf für gewisse schweizerische Eigenheiten – wie die Autonomie der Kantone, das direktdemokratische politische System mit regelmässigen Volksabstimmungen usw. Diese "Aufklärungsarbeit" leisten wir aber sehr gerne.
Die Stadt Zürich ist bekannt für hohe Lebenshaltungskosten – wie zugänglich ist die Region Zürich für internationale Start-ups und Unternehmer?
Betreffend Kosten müssen wir Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Die Gehälter von Spitzeningenieuren bewegen sich weltweit im ähnlichen Bereich. Die Mieten in den Stadtzentren von London oder Paris sind beispielsweiese höher als in der Zürcher Innenstadt. Es stimmt aber, dass einige Kosten in der Schweiz höher sind als in anderen europäischen Ländern. Im Wirtschaftsraum Zürich erhält man aber ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis, da die Schweizer Arbeitnehmer eines der höchsten Produktivitätsniveaus der Welt haben.
Start-ups finden in der Greater Zurich Area die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine wachsendes Start-up Ökosystem: Talent, Kapital und Kunden. 2019 war ein Rekordjahr im Hinblick auf Investitionen in Start-ups und vier Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Zürich haben den prestigeträchtigen Unicorn-Status erreicht.
Wie beeinflussen aktuelle Trends die Anziehungskraft von Metropolitanregionen für Talente und Investoren?
Wie schnell sich die Weltwirtschaft vom COVID-19-Schock erholt, wird den Markt für ausländische Direktinvestitionen maßgeblich bestimmen. Länder, die die Krise im Vergleich dazu gut überstanden haben, sowohl in gesundheitlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht, werden wahrscheinlich auf Kosten der stärker betroffenen Volkswirtschaften profitieren.
Der Talent-Engpass im Silicon Valley könnte dazu führen, dass US-Technologieunternehmen verstärkt nach alternativen Standorten suchen.
Ich glaube, dass europäische Städte und Regionen sich noch stärker auf Werte konzentrieren können – zum Beispiel eine offene und integrative Gesellschaft, Bürgerrechte und persönliche Freiheiten, nachhaltiges Wachstum oder allgemeiner: eine wünschenswerte Zukunft. Das ist für viele Talente und Unternehmen attraktiv.
Hat die Coronavirus-Pandemie dem Wirtschaftsstandort Zürich auch Vorteile gebracht? Zum Beispiel, indem sie innovative Lösungen oder neue (digitale) Geschäftsmöglichkeiten hervorgebracht hat?
Auf jeden Fall. Wir haben viele Erfolge in der Bekämpfung der Pandemie beobachtet, die Wissenschaftler, Unternehmen und Talente aus unserer Region hervorgebracht haben.
Hamilton Medical zum Beispiel hat an ihrem Standort in der Greater Zurich Area Beatmungsgeräte in vollem Gange hergestellt und Hunderte davon nach Italien und in die Vereinigten Staaten exportiert. Oder das Start-up HeiQ, ein Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich), hat eine Behandlungsmethode für Textilien entwickelt, die sich als 99,99% wirksam gegen das Coronavirus erwiesen hat.
Andere Akteure haben grosse Fortschritte in den Bereichen Behandlung, Impfung oder Früherkennung gemacht. Solche Erfolgsgeschichten sollen keineswegs das Leid in dieser Krise schmälern. Aber zumindest aus Sicht der Markenführung entsprechen sie voll und ganz dem Kern unserer Positionierung: Die geballte Technologiekompetenz im verlässlichsten Umfeld Europas.
Für Standortmarketing-Organisationen ist die Sicherstellung der Finanzierung oftmals eine Herausforderung. Wie geht die GZA damit um?
Wir sind als öffentlich-private Partnerschaft organisiert. Rund dreiviertel des Budgets stammt aus dem öffentlichen Sektor (9 Schweizer Kantone, die Stadt Zürich und die Region Winterthur). Der Rest wird von den über dreissig Partnern aus der Privatwirtschaft und der Wissenschaft aufgebracht, darunter die Universität Zürich und die ETH Zürich.
Diese Finanzierungsstruktur verleiht unseren Aktivitäten in Standortpromotion nicht nur eine höhere Glaubwürdigkeit bei ausländischen Unternehmen, sondern verbessert auch unsere Arbeit, da wir auf das Know-how und die breiten Netzwerke unserer öffentlichen und privaten Partner zugreifen können.
Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Klimabilanz für die Attraktivität eines Wirtschaftsstandorts, um Talente und Investoren anzuziehen?
Das ist sehr wichtig. Die wunderschöne Natur und Landschaft der Schweiz sowie unvergleichliche Lebensqualität hier sind entscheidend für die hohe Verfügbarkeit von Talent. Und wir möchten das für künftige Generationen erhalten. Sowohl unsere Strategie, vor allem technologieorientierte und zukunftsorientierte Unternehmen anzusiedeln, als auch unser Markenslogan – Connect to tomorrow – spiegeln dies gut wider.
Wie stellen Sie bei der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Unternehmen sicher, dass Aktivitäten und Kommunikation mit der Marke "Greater Zurich Area" als Wirtschafts- und Investitionsstandort übereinstimmen?
Bei der Erarbeitung des Markenslogans haben wir zusätzlich Rückmeldungen von Kunden, d. h. potenziellen Investoren und Multiplikatoren eingeholt. Das erhöht die Akzeptanz und erleichtert die Umsetzung spürbar.
Zudem haben wir ein Greater Zurich Honorary Ambassador Programm ins Leben gerufen.
Und schliesslich vermitteln wir in unserer Kommunikation mit Stakeholdern in der Schweiz zum Beispiel in öffentlichen Vorträgen, Medienarbeit, Newslettern, Veranstaltungen oder zuletzt in einer Liveübertragung, warum und wie wir Unternehmen aus dem Ausland ansiedeln. Dies soll zu einer kohärenten und konsistenten Markenbotschaft führen.
Wie geht es für die GZA weiter?
Wir schärfen und entwickeln unsere Strategie ständig weiter, um zukunftsorientierte Unternehmen anzusiedeln, die in der Greater Zurich Area den grösstmöglichen Mehrwert schaffen. Dazu gehört auch die Evaluation bestehender und neuer geografischer Märkte und Technologiefelder.
COVID-19 hat massgeblich dazu beigetragen, begonnene Digitalisierungsprojekte zu beschleunigen und zu intensivieren, wie z. B. unser Customer Relationship Management, virtuelle Meetings und Veranstaltungen oder Kampagnen zur Leadgenerierung.
Dieses Interview wurde zuerst von The Place Brand Observer (TPBO) publiziert.
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