Der Klimawandel kann Investoren Milliarden kosten. Doch hierzu liegen kaum Daten vor. Diese zu sammeln und für Portfolioverwalter aufzubereiten, hat sich das Zürcher Start-up Carbon Delta zum Ziel gesetzt. Die Idee von Oliver Marchand macht international Schule.

Ihr Start-up bezeichnet sich als Environmental Fintech – also ein digitales Unternehmen im Finanzbereich, das sich mit Umweltthemen beschäftigt. Sehen Sie hier einen neuen Trend?

Oliver Marchand: Environmental FinTechs sind noch selten. Meiner Meinung nach besteht aber in der Verbindung des Umwelt-, Finanz- und Digitalbereichs noch grosses Potenzial – gerade in Zürich, wo Finanz- und ICT-Kompetenz zuhause sind sowie einige nachhaltige Finanzdienstleister gross werden konnten.

Worum geht es bei Ihrem Climate Value-at-Risk-Analysesystem genau?

Wir beurteilen weltweit die 35.000 grössten Unternehmen, damit Investoren wissen, wie gut diese für den Klimawandel gerüstet sind. Dazu haben wir Daten in Bezug auf deren wirtschaftlichen Aktivitäten gesammelt und wir berücksichtigen auch die aktuelle und geplante Klimagesetzgebung in diesen Ländern. Letztlich bringen wir dies in Zusammenhang mit Wetterdaten aus der Klimafolgenforschung der letzten drei Jahrzehnte und wir können bewerten, welche Unternehmen von CO2-Preisen, Extremwetter oder Cleantech-Innovationen wie betroffen sind. Zudem analysieren wir aber auch Patente für über 400 Technologiegruppen, die mit der Reduzierung von Emissionen zu tun haben, um zu schauen, wer hier einen Wettbewerbsvorteil hat.

Sind denn Finanzdienstleister in Bezug auf Klimawandelrisiken sensibilisiert?

Wir haben sehr viele Anfragen – auch von den grössten Finanzdienstleistern der Welt. Immer mehr sind daran interessiert, Portfolios nach Klimawandelrisiken zu beurteilen. Seitdem wir ein Mandat der Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit 18 grossen Vermögensverwaltern erhalten haben, ist das Interesse sogar noch stark gestiegen.

Welche Vorteile hatte es für Sie, im Wirtschaftsraum Zürich zu gründen?

Zunächst ist Zürich selbst als Stadt extrem lebenswert und attraktiv. Dann ist für einen Finanzdienstleister die Nähe zu grossen Banken natürlich von Vorteil. Und letztlich die Hochschulen: Die meisten unserer Anstellen haben einen Bezug zur ETH oder Uni Zürich. Die ETH ist einer der zentralen Faktoren, warum unsere Firma hier gegründet wurde. Aber auch andere Netzwerke sind wichtig. Dazu gehören Gründernetzwerke sowie Umwelt-NGOs.

Welche Rolle spielt dabei Zürich als IT-Hotspot?

Wir verstehen unsere Software als Big-Data Anwendung. Dazu braucht es IT-Know-How und Erfahrung. Grundsätzlich kann man sowas auch in einer Berghütte entwerfen. In der Praxis ist aber ein reger Austauch unheimlich hilfreich. Zürich ist optimal, um Leute mit den richtigen Fähigkeiten kennenzulernen und sich regelmässig mit ihnen auszutauschen.

Zur Person:

Oliver Marchand ist Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Carbon Delta mit Sitz in Zürich. Seit diesem Sommer unterstützt Carbon Delta die UN Finance Initiative bei der Ausarbeitung von Richtlinien für die Deklaration klimarelevanter Investorenangaben. Zuvor konnte das Start-up eine Investitionsrunde über 1,7 Millionen Franken mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und Business Angels des Swiss ICT Investor Club (SICTIC) abschliessen. Marchand war vor der Gründung als Geschäftsleitungsmitglied und IT-Leiter eines Zürcher Asset-Management-Unternehmens tätig. Er hat an der ETH in Informatik promoviert und bei verschiedenen Wetterdiensten geforscht und gearbeitet.

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