Bakteriophagen (kurz: Phagen) sind Viren, die spezifisch Bakterien befallen und abtöten können. Forscher hoffen daher, mit Phagen bestimmte bakterielle Krankheiten gezielt therapieren zu können. In der Lebensmittelindustrie werden Phagen bereits heute eingesetzt, um Krankheitserreger in Nahrungsmitteln zu vernichten, erklärt die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) in einer Medienmitteilung.
Bisher war es allerdings besonders schwierig, Viren genetisch zu optimieren, sodass sie für die Bekämpfung bestimmter Bakterien eingesetzt werden können. Eine neue Technologieplattform von ETH-Forschern könnte dies nun ändern. Mit dieser können Phagen mit beliebigen Zusatzfunktionen ausgestattet und anschliessend in einer „bakteriellen Leihmutter“ zum Leben erweckt werden.
„Wir mussten früher aus Millionen von Phagen diejenigen heraussuchen, die die gewünschten Eigenschaften trugen. Nun können wir von Anfang an lauter gleichartige Viren erzeugen, sie innert nützlicher Frist testen und allenfalls wieder verändern“, erklärt ETH-Professor Martin Loessner.
Um Resistenzen gegen die Phagen-Therapie machen sich die Forscher keine Sorgen. Falls es solche geben würde, liesse sich durch die neue Technologie rasch ein geeigneter Phage entwickeln, gegen welchen ein Bakterium noch keine Resistenzen entwickelt hat.
Mit ihrer Technologie überwinden die Forscher die Einschränkungen, die mit der Verwendung von natürlichen Phagen verknüpft sind. Ihre Entdeckung beschreibt die ETH als einen „grossen Schritt hin zur Nutzung von synthetischen Bakteriophagen für Therapie, Diagnostik oder in der Lebensmittelindustrie“.
Die Forscher haben ihre Technologie bereits zum Patent angemeldet. Nun hoffen sie, Lizenznehmer zu finden, die Phagen für Therapien und Diagnostik produzieren. ssp
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