Jeden Dienstag öffnet die Zuriga-Fabrik ihre Tore und zeigt mitten in der grössten Stadt der Schweiz, wie eine Hightech-Kaffeemaschine entsteht. Dazu gibt’s Espresso. „Die Hürde, vorbeizuschauen ist viel geringer, als wenn wir weit ausserhalb produzierten. Wir profitieren stark von der Nähe zu den Kunden“, sagt Moritz Güttinger, Gründer der jungen Kaffeemaschinen-Marke Zuriga. Gerade für Unternehmen mit hoher Wertschöpfungstiefe sei das entscheidend. In der sogenannten Werkstadt auf einem zentralen Areal der Schweizerischen Bundesbahnen SBB ist er umgeben von anderen produzierenden Unternehmen einer neuen Generation. Für sie existiert mit der Initiative Made in Zürich seit Ende 2018 eine Organisation und ein Gütesiegel. Made in Zürich will vernetzen und allen Mitgliedern zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.
Zürich schafft Raum
In Zürich wird die Werkplatz-Tradition bewusst in die Zukunft geführt. Die Initiative wurde von privaten Unternehmen angestossen, wird von der Stadt Zürich unterstützt und zählt schon nach kurzer Zeit rund 70 Mitstreitende. Darunter sind viele Kleinunternehmen etwa aus dem Food-Bereich, aber auch Grossunternehmen wie der Maschinenbauer MAN Energy Solutions, der seit über 200 Jahren in Zürich produziert. Zudem schaffen Stadt und Immobilienunternehmen aktiv Raum für die wachsende Nachfrage produzierender Unternehmen. Sei es in der Werkstadt Zürich, auf dem Koch-Areal im Westen Zürichs oder dem Rheinmetall Areal im nördlichen Zürich Oerlikon.
Leben uns arbeiten an einem Ort
Urbane Produktion ist attraktiv für Kunden und für Mitarbeitende. Der Geschäftsführer des Cleantech-Unternehmens FluidSolids Beat Karrer bestätigt: „Unsere Kinder gehen um die Ecke zur Schule, wir kommen per Rad zur Arbeit. Zudem können wir Kontakt halten zu den nahe gelegenen Hochschulen.“ FluidSolids hat eine Technologie entwickelt, um aus Resten von nachwachsenden Rohstoffen heimkompostierbare Biokunststoffe herzustellen. Die Pilotanlage befindet sich wie auch die Zuriga-Produktion in der Werkstadt Zürich.
Je emissionsärmer eine Produktion wird, desto stadttauglicher ist sie. So lautet auch das Kredo des Präsidenten der Initiative Silvio Trionfini: „Das produzierende Gewerbe gehört zur Stadt und macht sie attraktiver.“ Er ist Vertreter des Taschenherstellers Freitag (Bild unten links), einer der treibenden Kräfte hinter der Made in Zürich Initiative. In Zürich gegründet, steht die Marke heute international für urbanen Lebensstil. Als Freitag etwa 2011 das Maag-Areal im Herzen Zürichs verlassen musste, hat man sich am Bau des innovativen Gewerbehauses NŒRD in Zürich beteiligt. Heute arbeiten dort neben Freitag 30 Unternehmen.
Zürcher Produkte halten, was sie versprechen
Aber was bedeutet es konkret für ein Produkt, Made in Zürich zu sein? Schliesslich steht dahinter ein Gütesiegel für Produkte ab einer gewissen lokalen Fertigungstiefe. Für Zuriga-Gründer Güttinger ist das klar. Er sagt: „Ein Produkt aus Zürich hält, was es verspricht. Dabei geht es zuvorderst um Funktionalität, Ästhetik und ein nachhaltiges Geschäftsmodell.“ Diese Grundsätze sind auch in der Charta der Initiative festgehalten. Und wer mag, kann sie gern einem eigenen Test unterziehen: Bald gibt es einen Geschenkkorb mit Food-Produkten Made in Zürich wie Turbinenbräu-Bier oder Stadtjäger, ein Äquivalent zu Landjägern von der Bio-Wursterei Mikas, die im Keller einer Zürcher Kirche produziert werden.
Von Yvonne von Hunnius
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