Stefan, wir erreichen dich mitten in der Coronavirus-Krise. Was bedeutet diese für ein Start-up-Unternehmen?
Für die Start-up-Gründerinnen und -Gründer ist es tatsächlich eine Krise, denn sie kämpfen gleich an mehreren Fronten. Corporates haben aktuell wenig Zeit für Pilotprojekte oder Interesse an einer Zusammenarbeit, und gleichzeitig wird es auch schwierig werden, Investoren in der Krise zu gewinnen, da diese sehr zurückhaltend sind.
Von welcher Unterstützung können Start-ups in der Schweiz gegenwärtig profitieren?
Dank einer Umfrage bei 660 Start-ups und dem Support des ganzen Ökosystems konnten wir den Bundesrat überzeugen, auch die Start-ups in die Kredite zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen während der Corona-Krise zu integrieren. Einige Kantone haben zusätzliche und zum Teil beträchtliche Mittel zur Unterstützung von Jungunternehmen gesprochen. Wir freuen uns natürlich, wenn Investoren auch in dieser schwierigen Zeit in Schweizer Start-ups investieren. Ein gutes und aktuelles Beispiel ist die 80-Millionen-Finanzierungsrunde des Zürcher Start-ups Scandit mit führenden Silicon-Valley- und europäischen Investoren.
Was ist eigentlich ein Start-up-Unternehmen?
Ein junges Technologieunternehmen, das meist nicht älter als 5 Jahre alt ist. Es muss eine innovative, international skalierbare Geschäftsidee haben.
Venturelab unterstützt seit über 15 Jahren Start-ups. Wie hat sich das Ökosystem in dieser Zeit verändert?
Die Szene war damals viel kleiner. Hochschulabgänger wollten eine Stelle im Consulting oder bei einer Bank, ich war in meinem Abschlussjahrgang der einzige, der sich für Start-ups interessierte. Motiviert durch die Beispiele erfolgreicher Gründer ist der Stellenwert bei Abgängern heute viel höher. Auch findet man heute in der Schweiz sehr gut Risiko- und besonders auch Wachstumskapital. Fast im Wochenrhythmus liest man von grösseren Finanzierungsrunden über 10–20 Millionen Franken. Schliesslich ist ein eigentliches Gründernetzwerk entstanden: Unternehmer, die ihre Firma verkaufen konnten, investieren ihr Wissen, Netzwerk und Kapital in die nächste Start-up-Generation.
Warum ist der Wirtschaftsraum Zürich attraktiv für junge Techfirmen?
Start-ups suchen drei Dinge: Kapital, Kunden und Talente. Bei allen drei ist Zürich sehr attraktiv. Neben den guten Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Start-ups auch viele attraktive Kunden in verschiedenen Bereichen. Wer einen Kunden mit gutem Namen gewinnen kann, hat es einfacher, weitere Kunden und Investoren zu überzeugen. Der eigentliche Anker nicht nur des Start-up-, sondern des gesamten Innovationsökosystems sind die Weltklasse-Hochschulen ETH Zürich und Universität Zürich, aber auch Fachhochschulen wie die ZHAW, Hochschule Rapperswil oder Fachhochschule Nordwestschweiz.
In welchen Technologiefeldern sind wir international besonders attraktiv?
Generell überall dort, wo echte Technologiekompetenz gefragt ist. Im oft gehypten Berlin findet man eher Low-Tech-Bereiche wie E-Commerce oder Social Media, während man in Zürich spezialisierte High-Tech wie Artificial Intelligence, Machine Learning, Computer Vision oder Drohnen findet. Dort verbinden sich Hochschulen, Talente, grosse Techkonzerne und Start-ups zu weltführenden Ökosystemen. Auch die Bereiche Biotech, Medtech, Fintech und immer mehr auch Cleantech sind unter den führenden Schweizer Start-ups stark vertreten.
Welche weiteren Faktoren braucht es für ein florierendes Start-up-Ökosystem?
Neben den bereits erwähnten Talenten, Kapital und Kunden braucht es führende Hochschulen, renommierte Unternehmen, Mentoren, Inkubatoren und Accelerators, Innovationsförderprogramme, Verbände und zielgerichtete Events für Start-ups. Ein innovations- und unternehmensfreundliches Umfeld sowie eine Portion Unternehmergeist runden das Angebot ab. Die Greater Zurich Area hat sich zu einem sehr attraktiven Standort für erfolgreiche Start-ups entwickelt.
Welche Art von Programmen und Events sind gemeint, um Start-ups voran zu bringen?
Zum Beispiel die Initiative Venture Kick. Sie wurde 2007 lanciert, um die Anzahl Spin-offs von Schweizer Hochschulen zu erhöhen. Bis heute wurden über 650 Projekte mit rund 30 Millionen Franken gefördert, welche 7000 neue Stellen geschaffen haben. Auch der TOP 100 Swiss Startup Award hat mitgeholfen, das Schweizer Start-up-Ökosystem weltweit bekannter zu machen. Diese Initiativen zeigen, dass man mit Schweizer Qualität auch im Innovationsumfeld erfolgreich sein kann.
Über Venturelab
Venturelab unterstützt Start-up-Unternehmen aus der Schweiz mit Trainings- und Förderprogrammen, bei der Suche nach Investoren und bei der Internationalisierung. Venturelab wurde 2004 als Spin-off des Instituts für Jungunternehmen (IFS) gegründet.
Kontaktieren Sie uns
Unsere Services sind kostenlos und beinhalten:
- Vermittlung von Schlüsselkontakten in Industrie, Wissenschaft und Verwaltung
- Beratung zu rechtlichen Rahmenbedingungen, Steuern, Arbeit, Markt und Unternehmensgründung
- Massgeschneiderte Besichtigungen, einschließlich Büro- und Co-Working-Space