Zürich - Eine Filtermembran von ETH-Forschern kann sehr effizient radioaktiv verseuchtes Wasser filtern. Das soll Spitälern helfen. Und womöglich kann damit auch der Pazifik vor dem Verklappen von 1 Million Liter radioaktiven Wassers aus dem havarierten Kernkraftwerk Fukushima gerettet werden.

In solchen Wassertanks lagern in Fukushima Millionen von Litern radioaktiv verseuchtes Wasser. (Bild: Keystone - SDA)
In solchen Wassertanks lagern in Fukushima Millionen von Litern radioaktiv verseuchtes Wasser. (Bild: Keystone - SDA)

 

Eine von Forschern der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) vor einiger Zeit entwickelte Membran kann nicht nur Schwermetalle, sondern auch radioaktive Elemente aus dem Wasser herausfiltern. Das haben sie laut einer Mitteilung der ETH bei Versuchen mit radioaktiv verschmutzten Spitalabwässern nachgewiesen. Ihre Studie wurde soeben in der Fachzeitschrift „Environmental Science: Water Research & Technology“ veröffentlicht.

In Laborversuchen kann die Membran aus einfach verfügbaren Molkeproteinen und günstiger Aktivkohle die in der Medizin verwendeten Radionukleide mit Wirkungsraden von über 99,8 Prozent entfernen „und zwar in nur einem Filtrationsschritt“. Zudem testeten Raffael Mezzenga, ETH-Professor für Lebensmittel und weiche Materialien, und sein Oberassistent Sreenath Bolisetty mit einer realen Abwasserprobe aus einem Schweizer Spital. Sie enthielt radioaktives Iod-131 und Lutetium-177. Beides wurde so gut wie vollständig aus dem Wasser entfernt.

Bis die Radioaktivität von Substanzen, die bei Krebsbehandlungen oder als Kontrastmittel eingesetzt werden, zurückgeht, müssen Spitäler die Abwässer in speziellen Behältern sicher lagern. Das führt zu Platzproblemen. Auch Personal und Umwelt müssen vor der Strahlung geschützt werden. „Unsere Membran erlaubt es, das Abfallvolumen massiv zu verkleinern und die strahlenden Elemente als Feststoffe kompakt und trocken zu lagern“, wird Mezzenga in der Mitteilung zitiert.

Studienmitautor Bolisetty plant nun über seine Firma Bluact Technologies, einer Ausgründung der ETH, ein Pilotprojekt mit einem grossen Schweizer Spital. Ausserdem hat er Verhandlungen mit einer japanischen Firma aufgenommen, die an der Sanierung in Fukushima beteiligt ist. Dort wurden 1 Million Liter radioaktiver Abwässer bisher nur zu etwa 70 Prozent gereinigt. Dieses Wasser will die japanische Regierung 2022 im Pazifik entsorgen. „Das müsste nicht sein, wenn sie unseren Filter verwenden würden“, so Mezzenga. Bolisetty fügt hinzu, er sei schon jetzt überzeugt, „dass Japan die Filtermembran sofort einsetzen und damit ein ernstes Umweltproblem lösen könnte“. mm

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