🔷 Marco Hutter, Sie haben Ihr Pensum als Professor auf 50 % reduziert und sind neu 50 % als Leiter des Robotics and AI Institutes Zürich angestellt. Wie ist es dazu gekommen?
Ich wurde von Marc Raibert kontaktiert, dem Gründer von Boston Dynamics und Vater der modernen Laufrobotik. Er verliess die Firma und plante in Boston ein neues, durch Hyundai finanziertes Forschungszentrum für Robotics und AI, das RAI Institute. Er wollte, dass ich bei RAI mitmache. Ich habe zugesagt – unter der Bedingung, dass wir etwas in Zürich aufbauen.
🔷 Nach Boston zu gehen hat Sie nicht gereizt?
Nein, mein Herz schlägt in der Schweiz. Und ich glaube, es ist eine gewaltige Chance für den Standort Zürich und die Schweiz, dass hier im Bereich der Robotik und künstliche Intelligenz etwas Grosses entsteht. So ging ich vor zwei Jahren während meines Sabbaticals in die USA und plante den Aufbau des Zürcher Büros von RAI.
Silicon Valley of Robotics
Silicon Valley of Robotics
Die Schweiz ist als Silicon Valley der Robotik bekannt, und die Greater Zurich Area trägt wesentlich zu dieser Spitzenposition bei: Universitäten und Technologieunternehmen in der Region gehören zu den weltweit führenden Anbietern in den Bereichen autonome und intelligente Systeme, Computer Vision, Sensortechnologie und künstliche Intelligenz.
🔷 Weshalb ist Marc Raibert auf den Vorschlag eingegangen?
Am RAI Institute wollen wir die Top-Talente der Forschung an der Schnittstelle von Robotik und künstlicher Intelligenz zusammenbringen, und da hat die ETH eine führende Rolle. Auch unsere Forschungsgruppe hat sich speziell auf dem Gebiet der Laufrobotik und der Anwendung von Reinforcement Learning zur Fortbewegung einen Namen gemacht. Boston hat das MIT, Zürich die ETH – da passt es doch perfekt, dass ein Forschungsinstitut für Robotik an diesen beiden Top-Standorten zuhause ist.
🔷 Und was hat Sie an diesem neuen Job gereizt?
Das Institut bietet neue Möglichkeiten für unsere Forschung, aber auch Karrieremöglichkeiten für junge Forschende der ETH und der ganzen Welt. Es vereint die Vorteile der Forschung an einer Uni mit jenen bei einem Industrieunternehmen. Wir können erfahrene Forscherinnen und Forscher mit permanenten Verträgen zu marktgerechten Löhnen anstellen und so auch komplexe langfristige Forschungsprojekte durchführen. Robotik ist bekanntlich sehr hardware-intensiv und braucht viel Engineering. Dafür steht uns beim RAI Institute ein grosses Team und die nötige Infrastruktur zur Verfügung.
🔷 Wie gross ist dieses Team?
Das ganze Institut hat heute weltweit mehr als 250 Mitarbeitende, in Zürich sind wir rund 30 Personen, bald werden es 50 sein. Die beiden Standorte arbeiten speziell in der Infrastruktur stark zusammen: Wir haben beispielsweise eine Software-Gruppe, welche sich um die Infrastruktur für Machine Learning basierte Ansätze kümmert, und eine Hardware-Gruppe, welche die Roboter baut und wartet. Am RAI Institute haben wir die Möglichkeit, alles an einem Ort zu bündeln, von der Idee bis zur Umsetzung. Dank eines Rahmenvertrags, den wir mit der ETH abgeschlossen haben, eröffnen sich einzigartige Chancen für Forschende wie auch für Studierende.
🔷 In welcher Form funktioniert die Zusammenarbeit? (Dies ist eine gekürzte und angepasste Zusammenfassung des Originalinhalts.)
Wir haben einen Rahmenvertrag mit dem RAI Institute abgeschlossen, der es uns erlaubt, gezielt einzelne Projekte zwischen ETH und RAI zu lancieren. Neben der Rahmenvertragsvereinbarung mit der ETH hat das RAI Institute auch einen Donationsvertrag mit der ETH Foundation USA abgeschlossen. Ein Research Framework Agreement (RFA) ermöglicht eine direkte Zusammenarbeit zwischen der ETH und dem RAI auf ausgewählten Themen, während die Donation zusätzlich neue Forschungsprojekte an der ETH im Bereich Robotik finanziert. So entsteht ein Netzwerk, das Innovation fördert und die ETH als führende Institution in Europa weiter stärkt.
🔷 Sie sind nun seit einem Jahr für RAI Zürich tätig und konnten gestern die Räumlichkeiten einweihen. Welche Reaktionen haben Sie bisher erhalten?
Die Räumlichkeiten sind top und die Forschenden scheinen überglücklich. Aber auch zum RAI-Setup grundsätzlich gab es an der ETH und im Departement viele sehr positive Rückmeldungen. Wir müssen im Bereich Robotik und AI neue Wege einschlagen, um das grosse Interesse von Studierenden in diesem Bereich zu stillen und gleichzeitig das hohe Ausbildungsniveau zu halten. Heute stemmt ein kleiner Anteil von Robotikprofessoren eine unverhältnismässig hohe Anzahl Bachelor-, Semester- und Masterarbeiten. Da hilft es, wenn die erfahrenen Forscher am RAI zusätzlich unterstützen können.
🔷 Gab es auch Reaktionen ausserhalb der ETH?
Ich beobachte, dass der Standort Zürich an Attraktivität gewinnt. All die Firmen, die nach Zürich kommen, kreieren eine positive Spirale – und das RAI ist sicher auch ein Element darin. Das verbessert auch die Situation für unsere Startups, für die es die letzten Jahre einfacher wurde, Risikokapital aufzutreiben.
Dieser Artikel wurde ursprünglich im September 2025 von ETH Zurich News veröffentlicht und von Roland Baumann verfasst.
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