Drone Teaser

Der kürzlich veröffentlichte Swiss Drone Industry Report 2024 gibt Auskunft über den aktuellen Stand und die Zukunftsaussichten der Schweizer Drohnenindustrie. Wir sprachen mit Nathanel Apter, Vorstandsmitglied der Drone Industry Association Switzerland (DIAS), über die einzigartigen Stärken der Schweizer Drohnenindustrie, die Rolle der Greater Zurich Area als wichtiger Innovationsstandort und die regulatorischen Veränderungen, die notwendig sind, um den Wettbewerbsvorteil der Schweiz auf dem sich rasant entwickelnden globalen Markt zu erhalten und auszubauen.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten aus dem Bericht

  • 6500 Personen arbeiten in der Schweizer Drohnenindustrie.
  • Die Schweiz ist weltweit auf Platz 8 bei der Finanzierung von Drohnenunternehmen.
  • Die Schweiz ist weltweit die Nummer 1 bei der Marktgrösse pro Kopf.
  • Die Schweizer Drohnenindustrie erzielte im 2024 einen Umsatz von 569 Mio. CHF, der bis 2030 voraussichtlich auf 871 Mio. CHF ansteigen wird.
  • Vorteile eines Schweizer Drohnenunternehmens: Verfügbarkeit von Talenten, "Swiss-made" Label, Ökosystem und Netzwerk, Lebensqualität.

Welches sind die Alleinstellungsmerkmale der Schweizer UAV-Industrie?

Die Schweiz bietet Unternehmen ein sehr stabiles Umfeld, um ihre Technologien zu testen und zu vermarkten. Das Label "Swiss Made" geniesst weltweit ein hohes Ansehen und Schweizer Produkte und Dienstleistungen sind für ihren hohen technologischen Reifegrad bekannt. Darüber hinaus ist die Schweiz insofern einzigartig, als dass der regulatorische Rahmen der EU gilt und den Unternehmen den Zugang zum EU-Markt ermöglicht, während sie gleichzeitig von einem starken Bildungs- und Forschungssystem profitieren, das von der ZHAW, der ETHZ und der EPFL unterstützt wird.

 

Wie hat sich die Schweiz als weltweit grösster Drohnenmarkt pro Kopf etabliert und mit welchen Strategien kann diese Position gehalten werden?

Die Schweiz hatte einzigartige Bedingungen für die Entwicklung des Drohnensektors, mit einem starken Forschungs- und Entwicklungsökosystem in Bereichen wie Robotik und künstlicher Intelligenz. Allerdings hat das Inkrafttreten der neusten EU-Regulierung einigen administrativen Aufwand für Schweizer Unternehmen mit sich gebracht, die Drohnen entwerfen oder fliegen möchten. Der EU-Regulierungsrahmen ist relativ neu und noch nicht ausgereift genug, weshalb einige Unternehmen Schwierigkeiten haben, Umsätze zu generieren. Daher ist es entscheidend, dass die Branche Vorschläge zur Verbesserung dieses neuen gesetzlichen Rahmens macht und die Behörden einen Rahmen schaffen, der den Bedürfnissen der Industrie gerecht wird.

 

Schweizer Drohnenmarkt Ranking
Der Schweizer Drohnenmarkt ist weltweit die Nummer eins in der Marktgrösse pro Kopf. (Quelle: Swiss Drone Industry Report 2024)
Die Greater Zurich Area beherbergt einige der innovativsten Unternehmen im Schweizer Drohnen-Ökosystem.
Nathanel Apter
Nathanel Apter - Vorstandsmitglied, Drone Industry Association Switzerland (DIAS)

Wie sieht das Drohnen-Ökosystem in der Greater Zurich Area im Vergleich zum Rest der Schweiz aus?

Die Greater Zurich Area beherbergt einige der innovativsten Unternehmen im Schweizer Drohnen-Ökosystem. Die Präsenz der ETHZ und der ZHAW, aber auch zahlreicher Firmen, die Drohnen zur Verbesserung der Logistik einsetzen möchten, treibt die Entstehung innovativer Projekte und Unternehmen voran (z.B. Verity, Tinamu, Voliro).

 

Was macht die Greater Zurich Area zu einem Hub für die Drohnenindustrie, und wie kann diese Position gehalten werden?

Drohnen können Prozesse stark vereinfachen und Aufgaben weniger zeitaufwändig machen. Es gibt mittlerweile viele Drohnenlösungen made in Switzerland, die diesen Mehrwert bieten. Um diese führende Rolle zu behalten, ist es wichtig, dass die Regulierungsbehörden und die Industrie aktiv kommunizieren, um einfache Standards zu schaffen, die Schweizer Unternehmen den Zugang zum Markt ermöglichen. Auch die öffentliche Akzeptanz von Drohnen erschwert den Einsatz dieser Technologie. Daher ist es für die Drohnenunternehmen und den öffentlichen Sektor von grösster Bedeutung, der breiten Öffentlichkeit den positiven Mehrwert von Drohnen zu vermitteln. Ein weiteres Element, das noch fehlt und die Forschung und Innovation beschleunigen könnte, ist die Schaffung einer Testinfrastruktur für Drohnen und fortgeschrittene Luftmobilität.

Drohnentechnologie in Greater Zurich

Drohnentechnologie in Greater Zurich

Die Greater Zurich Area ist der weltweit führende Standort für die Entwicklung der Kerntechnologie (Software, Autopilot, Sensoren) für Drohnen sowie in kommerziellen Anwendungen. Weltklasse Hochschulen wie die ETH Zürich und die Universität Zürich, eine grosse und aktive Entwickler-Community, zahlreiche Drohnen- und Komponenten-Hersteller sowie innovationsfreundliche Behörden machen Greater Zurich zum "Silicon Valley der Robotik".

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Robotik und Intelligente Systeme in der Greater Zurich Area

Welche Rolle spielt die akademische Welt in der Förderung von Innovationen in der Schweizer Drohnenindustrie?

Die Wissenschaft ist das Herzstück des vielfältigen Drohnen-Ökosystems in der Schweiz. Die ETHZ mit ihren zahlreichen Forschungslabors in den Bereichen Robotik und künstliche Intelligenz hat wesentlich zur Gründung der heutigen Drohnenunternehmen beigetragen. In der Greater Zürich Area leistet die ZHAW mit ihrem Zentrum für Aviatik (ZAV), das viele Forschungsprojekte im Zusammenhang mit urbaner Luftmobilität und E-VTOLs durchführt, ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Drohnen-Ökosystem. Die Forschung beschränkt sich meistens nicht auf die Technik, sondern befasst sich auch mit Themen wie der Luftraumintegration, der gesellschaftlichen Akzeptanz von Drohnen (z. B. durch das BRIDGE Lab der Universität Zürich) oder der Arbeit des Zentrums für Luft- und Raumfahrtkompetenz der Universität St.Gallen.

 

Welche Strategien sollten Unternehmen in Hinblick auf das zu erwartende Wachstum des Drohnenmarktes verfolgen, um ihren Marktanteil zu erhöhen? Wie können sie von dem Ökosystem in der Greater Zurich Area profitieren?

Es muss unbedingt darauf hingewirkt werden, dass der regulatorische Rahmen weiter auf die Bedürfnisse der Drohnenbetreiber und -hersteller zugeschnitten wird. Die Teilnahme an Branchenverbänden wie der Drone Industry Association Switzerland und die Mitarbeit in Kompetenzgruppen auf europäischer Ebene können dazu beitragen, den rechtlichen Rahmen zu verbessern. Darüber hinaus sollten die Hersteller in Standardisierungsorganisationen mitarbeiten, um an der Entwicklung von Standards mitzuwirken, die den umfassenden Einsatz von Drohnen in naher Zukunft ermöglichen werden.

 

Auf welche aufkommenden Technologien und Trends sollten sich Schweizer Drohnenunternehmen konzentrieren, um auf dem sich rasch entwickelnden globalen Markt die Nase vorn zu haben?

Schweizer Unternehmen sollten sich aktiv am Regulierungsprozess beteiligen, um sicherzustellen, dass künftige Vorschriften ihren Bedürfnissen entsprechen. In diesem Zusammenhang und um das volle Potenzial von Drohnen auszuschöpfen, müssen Schweizer Unternehmen andere Flugzeuge erkennen und ihnen ausweichen, wenn sie ausserhalb der Sichtlinie des Piloten operieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Schweizer Unternehmen zusammen mit den bestehenden Luftfahrtakteuren nach Lösungen für die elektronische Auffälligkeit suchen, die es allen Luftfahrtakteuren ermöglichen, sichtbar zu sein.

Drone Industry Association Switzerland

Drone Industry Association Switzerland

Die Drone Industry Association Switzerland (DIAS) vertritt, unterstützt und fördert Schweizer Unternehmen, die Drohnenprodukte und -dienstleistungen anbieten. DIAS konzentriert sich auf die Förderung der Sicherheit und des innovativen Einsatzes von Drohnen, die Erleichterung von Exportaktivitäten und die Verbesserung der globalen Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Drohnenunternehmen. Der Verband arbeitet auch mit anderen Organisationen zusammen, um die Herausforderungen der Branche anzugehen und das Wachstum zu fördern.

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DIAS Teaser

Der Bericht identifiziert Finanzierung und Regulierung als die grössten Herausforderungen für den Ausbau der Drohnentechnologie. Welche spezifischen regulatorischen Änderungen sind notwendig, um den Wettbewerbsvorteil der Schweiz auf dem globalen Drohnenmarkt sicherzustellen?

Viele Schweizer Unternehmen sind sich einig, dass die aktuellen EU-Vorschriften den Betrieb zu sehr einschränken, wenn es um die Entfernung zu Menschen geht. Es sind verschiedene Lösungen denkbar, zum Beispiel: 

  • Verringerung der Anforderungen für das Fliegen in den sogenannten europäischen Standardszenarien (STS-01 und STS-02), indem der Compliance-Teil der Standardszenarien vereinfacht wird. Dies könnte z. B. dadurch geschehen, dass für die Standardszenarien, für die der Pilot geschult werden muss und die Drohne eine Klasse-C-Kennzeichnung haben muss, kein Betriebshandbuch erforderlich ist. Die Forderung nach einem recht umfangreichen Betriebshandbuch, das eigenverantwortlich von den Unternehmen erstellt wird, erscheint in diesem Zusammenhang übertrieben. Da die Qualität solcher eigenverantwortlich erstellten Handbücher oft gering ist und dass die Behörden bei der Prüfung solcher Vorgänge einen erheblichen Arbeitsaufwand haben werden, wäre es sinnvoll, die Komplexität solcher Verfahren zu reduzieren.
  • Verringerung der Abstände bzw. der Anforderungen innerhalb der offenen Kategorie. Insbesondere die Abstände zu Wohn-, Industrie-, Erholungs- und Gewerbegebieten in der offenen Kategorie A3 (für Drohnen bis 25 kg) sind auf 150 m AGL festgelegt, was von vielen als extrem konservativ angesehen wird. Eine Verringerung dieses Wertes auf einen angemesseneren Abstand oder sogar seine völlige Aufhebung könnte vermutlich viele Einsätze erleichtern. Der Betrieb ist zudem auf eine Entfernung beschränkt, die proportional zur Flughöhe ist, was diese Anforderung ziemlich überflüssig macht und die Sicherheit der Menschen am Boden weiter einschränkt.
  • Schliesslich ist noch das derzeitige Verfahren zur Kennzeichnung der Klasse Cx zu erwähnen, das es nicht ermöglicht, Produktänderungen kosteneffizient zu verwalten. Die Drohnenindustrie ist durch rasche Änderungen bei Design und Software gekennzeichnet und benötigt flexible Vorschriften, um diesen Änderungen Rechnung zu tragen. Der Prozess der Cx-Klassen-Kennzeichnung erfordert, dass jede Änderung von einer benannten Stelle neu bewertet wird, um Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Es wäre wichtig, eine gewisse Flexibilität einzuführen, insbesondere bei Konstruktionsänderungen, bei denen eine erneute Bewertung durch eine benannte Stelle nicht erforderlich wäre.

 

Wie können Schweizer Drohnenunternehmen mehr Finanzmittel für ihre Expansions- und Innovationsbemühungen gewinnen?

Die Herausforderung besteht darin, in der Schweiz kosteneffizient zu produzieren. Dies hängt stark mit dem derzeit starken Wert des Franken im Vergleich zu ausländischen Währungen zusammen. Das übt einen gewissen Druck auf Unternehmen aus, die sich für die Produktion von Drohnen in der Schweiz entscheiden. Sie haben jedoch den Vorteil, dass sie das Label "Swiss-made" erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass dieses Label ein hochwertiges Label bleibt, das den hohen Wert des Schweizer Frankens kompensieren kann. Dies kann nur der Fall sein, wenn die Schweiz ihr forschungsorientiertes Umfeld mit weltweit einzigartigen Kompetenzen beibehält. Deshalb müssen die Löhne attraktiv bleiben, und unsere Forschungs- und Innovationszentren müssen ihre führende Stellung behalten.

 

Wo sehen Sie die Schweizer Drohnenindustrie in den nächsten 5 bis 10 Jahren?

Ich glaube, dass sich die EU- Vorschriften weiter entwickeln werden und dass die Schweiz auch bei der Regulierung eine führende Rolle einnehmen wird. In der Schweiz gibt es bereits eine Reihe hochkarätiger Beratungsfirmen, die sich mit Compliance- und Regulierungsfragen im Bereich Drohnen beschäftigen. Daher bin ich persönlich der Meinung, dass die Schweizer Drohnenindustrie noch stärker wachsen wird als im Bericht angegeben.

Ich persönlich bin der Meinung, dass die Schweizer Drohnenindustrie noch stärker wachsen wird als im Bericht angegeben.
Nathanel Apter
Nathanel Apter - Vorstandsmitglied, Drone Industry Association Switzerland (DIAS)

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