Künstliche Intelligenz ist die nächste Welle der Digitalisierung, die Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern dürfte – Computer helfen uns heute schon immer mehr bei komplexen Aufgaben. Diese Entwicklung wird seit vielen Jahren im Wirtschaftsraum Zürich vorangetrieben, was ihm den internationalen Ruf eines KI-Hotspots verschafft hat. Forschung wird an renommierten Instituten wie dem Dalle Molle Institute for Artificial Intelligence (IDSIA) in Lugano bereits seit 1988 betrieben. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) hat KI in den letzten Jahrzehnten zu einem Fokusthema gemacht.
Seit Herbst 2020 wird hier am ETH AI Center auch systematisch die Gestaltungsverantwortung in der KI-Forschung in den Vordergrund gestellt, indem in einem neuartigen Ansatz Grundlagenforschung sowie Anwendungen künstlicher Intelligenz eng verbunden werden. Darauf basierend erarbeiten kluge Köpfe Lösungen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Mit über 93 beteiligten Professuren aus 16 unterschiedlichen Fachbereichen ist es eines der grössten KI-Zentren seiner Art. Neben der Vernetzung innerhalb der ETH steht auch die Kooperation auf nationaler Ebene etwa mit der Universität Zürich und auf internationaler Ebene über Europas führendem KI-Netzwerk ELLIS im Vordergrund.
KI braucht Schweizer Vertrauenswürdigkeit
Das KI-Ökosystem im Wirtschaftsraum Zürich rund um die Forschungseinrichtungen wächst beständig: Hier arbeiten viele grosse Tech-Konzerne wie Alphabet, Cisco, IBM oder auch Apple an KI-Themen; KI-Start-ups spriessen aus dem Boden; Schweizer Unternehmen aus dem Finanz- oder Gesundheitsbereich stossen Innovationen an. „Nirgendwo auf der Welt findet man solch eine Dichte in Bezug auf KI-Aktivitäten“, sagt Alexander Ilic, der Geschäftsführer des ETH AI Centers. In der Schweiz steht sein Name für Innovation: Das von ihm mitgegründete ETH-Spin-off Dacuda hatte unter anderem Erfolg mit 3D-Entwicklungen und wurde 2017 vom US-Pionier-Unternehmen Magic Leap gekauft.
Jetzt ist Ilic an die Hochschule zurückgekehrt, um vertrauenswürdige künstliche Intelligenz voranzutreiben. „Wir brauchen faire und erklärbare KI-Systeme, um Breitenwirkung zu erzielen und das Beste im Menschen zu verstärken“, sagt Ilic. Es geht um Vertrauenswürdigkeit à la suisse. Denn mit Schweizer Produkten verbinde man Qualität, Engineering, Stabilität, Neutralität und Offenheit. „Das erwartet auch jeder von KI-Systemen“, so Ilic.
Interdisziplinarität schafft neue Perspektiven
Das Zentrum arbeitet gezielt über Silo-Grenzen hinweg. Mit dem ETH AI Center Fellowship Programm werden jedes Jahr rund 15 Doktoranden- und Post-Docs für interdisziplinäre KI-Forschung in einem hoch kompetitiven Verfahren ausgewählt. Bei dem neuartigen Programm werden die Talente von Anfang an von zwei Professuren betreut – typischerweise aus komplett unterschiedlichen Disziplinen wie zum Beispiel der Medizin und der Informatik. Dabei spielen auch die Räumlichkeiten eine integrierende Rolle. Die Forschenden arbeiten unter einem Dach und tauschen sich regelmässig aus. Ilic sagt: „Die Resonanz auf unser neues Programm ist grossartig, was sich nicht zuletzt in einer beeindruckenden Anzahl Bewerbungen aus der ganzen Welt wiederspiegelt.“
AI Center will den technologischen Wandel prägen
Von den neun Anwendungsfeldern nehmen momentan das Gesundheitswesen und der Bereich der Nachhaltigkeit besonderen Raum ein. Zudem ist die Industrie 4.0 mit seiner intelligenten Automatisierung ein grosses Thema. Zum Beispiel forscht das Zentrum an künstlicher Intelligenz für sicherheitskritische Bereiche wie die Wartung von Gleisen oder Zügen – gemeinsam mit den Schweizerischen Bundesbahnen SBB, dem Unternehmen Siemens Mobility und dem ETH-Spin-off LatticeFlow. „Für uns ist die Förderung von Start-ups zentral – dazu gehört auch die Zusammenarbeit zwischen Gross- und Jung-Unternehmen“, sagt Ilic. So fänden vertrauenswürdige KI-Lösungen und Fachleute mit verantwortungsvoller Denkweise ihren Weg in den hart umkämpften Markt. Ilic ist überzeugt: „Es ist eine grosse Chance, diesen technologischen Wandel aktiv mitgestalten zu können.“
Von Yvonne von Hunnius
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