Es ist ein starkes Zeichen für Unternehmen und Individuen: Schlank sollen die administrativen Prozesse sein – transparent, schnell und nutzerfreundlich. Im Kanton Schaffhausen wechselte man von der Pilotphase der digitalen Identität im Mai 2018 in den regulären Betrieb, in der Stadt Zug im Herbst 2018. In beiden Fällen hat man sich spezialisierte Privatunternehmen an Bord geholt. Doch die Hoheit der Zertifizierung liegt bei Kanton und Stadt, die Hoheit der Daten bei den Nutzern. Für Letztere zeigt sich die komplexe Infrastruktur jeweils denkbar simpel: App herunterladen, Daten bei der Behörde persönlich registrieren lassen und dann ohne weitere Schritte digital auf Dienstleistungen zugreifen. Dabei konkurrenzieren sich die Pionierprojekte nicht, denn sie legen unterschiedliche Schwerpunkte.
Chancen für die Wirtschaft
Die sogenannte eID+ in Schaffhausen ist als breiter Zugang zu einer schnell wachsenden Anzahl von Behördenprozessen angelegt. Herausgebracht vom Informatikunternehmen des Kantons und der Stadt Schaffhausen KSD, hat die Schweizer E-ID-Firma Procivis das Know-how für eine Smartphone-Lösung geliefert. Titus Fleck, Projektleiter KSD, sagt: „Der mobile Aspekt war uns wichtig für eine möglichst tiefe Einstiegshürde.“ Man wollte beweisen, dass Bürger, Unternehmen und Verwaltung von einer digitalen Lösung profitieren. Momentan stehen rund 40 Dienstleistungen – etwa im Steuerbereich – bereit, die von knapp 500 Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. Über hundert neue Services sollen schrittweise hinzukommen. Nächster Meilenstein: eine staatlich anerkannte Signatur, die weitere Felder eröffnet.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Wirtschaft aus eID+ ihren Nutzen ziehen soll. Fleck sieht erstens Unternehmen, die die eID+ in ihr Angebot einbinden – etwa Banken, die eine einfache digitale Kontoeröffnung bieten wollen. Es laufen bereits Gespräche. Zweitens verringert sich der administrative Aufwand für die Wirtschaft selbst, indem Prozesse sich verkürzen oder ganz wegfallen. Letztlich soll möglich werden, ein Unternehmen komplett elektronisch zu gründen. Dafür muss nicht nur die technische Lösung wasserdicht sein. „Alle Prozesse werden überarbeitet und das stösst einen umfassenden Kulturwandel an“, sagt Titus Fleck.
Weltweit erste ID auf der Blockchain in Zug
In Zug konzentriert man sich bei der digitalen ID auf die Blockchain und entspricht somit dem internationalen Ruf des Crypto Valley, das hier sein Zentrum hat. Somit war Zug die erste Stadt der Welt mit einer digitalen Identität auf Blockchain-Basis. Auch hier sollen die Prozesse transparenter und effizienter werden, doch die Stadt will sich auch als verlässlicher Innovationspartner etablieren. Am Anfang stand, dass das Zuger Unternehmen uPort, die Hochschule Luzern und die Firma ti&m aus Zürich Anwendungspartner für eine digitale Identität suchten. Zugs Stadtschreiber Martin Würmli sagt: „Nach unseren Erfahrungen durch die Akzeptanz von Bitcoin haben wir nicht lange gezögert. Schliesslich ist das Identitätsmanagement unserer Meinung nach Staatsaufgabe.“ Die Stadt sieht sich laut Würmli als Teil des innovativen Ökosystems der Region, will als offene Verwaltung neue Erfahrungen sammeln und ermöglichen.
So werden die Daten der teilnehmenden Personen nun in einer Art digitalem Schliessfach auf der uPort-App gespeichert, welche mit einer eindeutigen und unveränderbaren Kryptoadresse auf der Ethereum-Blockchain verknüpft ist. Mithilfe dieser fälschungssicheren Identität können sich in Zug bereits rund 300 Nutzer Velos ausleihen und auf dieser Basis fand bereits eine Blockchain-basierte Abstimmung statt, die das E-Voting von morgen bestimmen könnte. Würmli sagt: „Wir selbst arbeiten an neuen Services und unsere Türen stehen offen für Ideen für den Einsatz der digitalen ID.“
Innovation überwindet Grenzen
Auch in Schaffhausen denkt man in manchen Bereichen die Blockchain mit und sieht das Potenzial, obwohl der Fokus anders liegt. Die Pioniere aus Zug sind mit denen in Schaffhausen in Kontakt und gleichen Erfahrungen ab. Gerade die Sicherheit der Daten steht jeweils im Zentrum. Das innovative Ökosystem endet im Wirtschaftsraum Zürich nicht an den Kantons- oder Stadtgrenzen, sondern beschäftigt sich damit, diese zu überwinden.
Von Yvonne von Hunnius
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