Zahnmediziner verbinden Life Sciences und Gaming

Der Kieferchirurg Bernd Stadlinger, Professor am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich, und der Biologe Reinhard Gruber, Professor an der Medizinischen Universität Wien, haben sogenannte immersive Lehrmittel entwickelt, die biologisches und zahnmedizinisches Grundlagenwissen vermitteln. Dabei zeigt etwa der mithilfe von Virtueller und Erweiterter Realität entstandene Lehrfilm VR Osteoclasts auf völlig neue Weise, wie die Osteoklasten genannten Zellen Knochensubstanz abbauen.

Wie die Universität Zürich in einem Bericht erläutert, basiert der Film auf einer App für Smartphones namens AR Osteoclasts, die eigens für das von den beiden Wissenschaftlern mit 45 weiteren Autoren verfasste Lehrbuch mit dem Titel Kommunikation der Zellen – Visualisierte Biologie in der Oralen Medizin entwickelt wurde. Für die technische und künstlerische Umsetzung dieses Projekts war das Game Technology Center der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich verantwortlich. Mittlerweile gibt es zum Buch insgesamt sechs computeranimierte Lehrvideos, in denen die Wechselwirkungen der verschiedenen Zellen in der menschlichen Mundhöhle visualisiert werden.

„Die komplexe Biologie des Knochenumbaus wird mit diesen Techniken erleb- und begreifbar“, so Stadlinger. „Sie macht das Unsichtbare sichtbar.“ Wie er erklärt, ist der Haupttreiber für die dafür notwendigen leistungsfähigen Computer und Grafikkarten die Gaming-Industrie. Er rechnet damit, dass diese Technologien in der Forschung, aber auch in der chirurgischen Ausbildung, immer mehr Anwendung finden werden. Und er weist darauf hin, dass sich in diesem Umfeld in Zürich mit seinen Hochschulen und Tech-Firmen wie Google und Disney gerade eine neue Industrie etabliere. ce/mm