Auch wenn Algrano einen Online-Marktplatz für Kaffee betreibt, sieht sich das erfolgreiche Start-up aus Zürich primär als Technologieunternehmen. Der effiziente und unbürokratische Zugang zu Überbrückungskrediten der Schweizer Regierung in der Covid-19-Krise überzeugte Algranos ausländische Investoren. Wir sprachen mit CEO und Co-Gründer Raphael Studer.

Raphael, stelle uns Algrano doch kurz vor.

Algrano ist spanisch für “auf den Punkt”. Unsere digitale Handelsplattform für Rohkaffee bringt Kaffeeproduzenten und -röster direkt zusammen. Durch das Ausschalten der traditionellen, teils Jahrhunderte alten Handelskette wird die Wertschöpfungskette des Kaffeehandels effizienter, transparenter und fairer. Der Kaffeebauer kann einen eigenen Brand aufbauen und einen besseren Preis realisieren. 

Neben der online Vermittlung von Lieferantenbeziehungen zwischen Röstern und Produzenten,umfasst unsere Plattform auch die physische Exekution von Verträgen der Lieferkette, z.B. in den Bereichen Finanzierung, Lagerung, Verzollung oder Transport vom Rohkaffee. Kleine Spezialitätenröstereien setzen genauso auf unsere Lösungen wie grosse Detailhändler in ganz Europa.

Zürich ist nicht gerade bekannt für Kaffeehandel. Warum habt ihr euer Unternehmen hier gegründet?

Auch wenn wir eine Kaffeehandelsplattform betreiben, sehen wir uns in erster Linie als Technologieunternehmen. Wir entwickeln die Technologie in-house. Und dafür ist Zürich mit seinen zahlreichen Talenten und dem innovations-  und Startup-freundlichen Umfeld der besten Standorte. Wir finden hier viele Talente aus der IT Branche und konnten dank dem hohen Lebensqualität auch viele neue Mitarbeiter aus Irland, England, Portugal, etc. motivieren nach Zürich zu ziehen. Wir zählen zurzeit 12 Nationalitäten in einem Team von 20 Personen. 

Wie hat sich Algrano in den letzten Jahren entwickelt?

Sehr schnell. Das Handelsvolumen haben wir in den letzten Jahren im Durchschnitt jedes Jahr verdreifacht. Aus drei Gründern mit einer Idee  im Jahr 2015 ist eine Firma mit globalen Ambitionen geworden. 

Für ein Technologieunternehmen wie Algrano ist Zürich mit seinen Talenten und dem innovations- und Startup-freundlichen Umfeld der ideale Standort.
Raphael Studer
Raphael Studer - CEO und Co-Gründer von Algrano

Wie hat sich die Coronavirus-Krise auf euer Geschäft ausgewirkt?

Unsere Retail-Kunden, die etwa 50 Prozent des Handelsvolumens ausmachen, sind nicht negativ betroffen. Im Gegenteil, sie wollten eher noch Kaffeebestellungen abrufen, um ihren Nachschub zu sichern. Die Kleinröstereien hingegen, welche Gastonomiebetriebe beliefern und selber Kaffee ausschenken, trifft es hart. Sie rufen seit Wochen kaum mehr Kaffee aus den Lagern ab. Weil Algrano diese Lieferungen vorfinanziert und wir erst beim Abruf bezahlt werden, hat sich dies seit Tag 1 des Lockdowns direkt auf unsere Liquidität ausgewirkt.

Wie seid ihr damit umgegangen?

Wir wurden nicht überrascht. Unsere Szenarienplanung hat lange vor dem Lockdown-Entscheid begonnen - auch dank frühzeitiger Signale unserer Mitarbeitenden aus Hongkong und Italien. Unser Team war stark in die Entscheide involviert und hat viele eigene Sparmassnahmen vorgeschlagen inkl. Lohnkürzungen, Minusstunden und Ferienbezug.

Ende März verabschiedete der Schweizer Bundesrat dann ein Hilfspaket zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen für KMUs. Die Kredite werden von der Hausbank gewährt und vom Bund abgesichert...

Wir wurden vom Kundenberater unserer Bank gleichentags aktiv auf diese Möglichkeit angesprochen. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir für einen Teil unseres Geschäfts, nämlich die Vorfinanzierung von Kaffeelieferungen, diese Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Für die Lohnkosten benötigten wir keine Unterstützung - auch Kurzarbeit ist dank dem Commitment und der Eigeninitiative unserer Mitarbeitenden kein Thema. Am darauffolgenden Tag reichten wir um 9 Uhr ein einseitiges Gesuch über das E-Banking unserer Hausbank ein. Zweieinhalb Stunden später war das Geld bereits auf unserem Konto

Unsere ausländischen Investoren waren von der unbürokratischen und effizienten Unterstützung durch die Schweizer Behörden begeistert.
Raphael Studer - CEO und Co-Gründer von Algrano

Wie haben eure ausländischen Investoren darauf reagiert?

Zwei unserer ausländischen Investoren waren durch ihr Verwaltungsratsmandat über den Prozess auf dem Laufenden. Beide waren von der Geschwindigkeit der Umsetzung des Massnahmepakets sehr überrascht. Ein niederländischer Investor, der in unserem Verwaltungsrat sitzt, sagte, dies sei das Nonplusultra an Schweizer Effizienz. Sein amerikanischer Kollege fragte sich, ob die USA ihren Unternehmen eine vergleichbare Hilfe würde zukommen lassen... 

Vielen Dank, Raphael, für diese spannenden Erkenntnisse. Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?

Das kommt auf die Tageszeit an. Am Morgen trinke ich gerne einen Cappuccino oder Flat White. Dafür verwende ich gerne Kaffeebohnen die gut mit Milschäure harmonieren,  zum Beispiel aus Zentralamerika. Am Nachmittag trinke ich gerne Filterkaffee, mit floralen Noten, zum Beispiel aus Ostafrika. 

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Startup Ökosystem

Erfolgreiche Jungunternehmen aus innovativen Technologiefelder stehen exemplarisch für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts. Die Schweizer Start-up-Szene ist ausserordentlich vielfältig. Das hat sich auch während der Coronavirus-Krise als Stärke erwiesen. 

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