Welche drei Standortvorteile sind für Sie Hauptgründe dafür, mit der Kistler Gruppe auf die Greater Zurich Area zu setzen?
Rolf Sonderegger: Die Unternehmensgründer Walter P. Kistler und Hans Conrad Sonderegger hatten dank dem Studium am Technikum einen engen Bezug zu Winterthur und damit der Greater Zurich Area. Von hier aus sind wir gewachsen, und das, obwohl unser Markt in der Schweiz nur rund einen Prozent ausmacht. Wir sind sehr international ausgerichtet und arbeiten etwa für sämtliche Automobilhersteller. Die Vorteile des Standorts sind aber vielfältig. So ist für uns die Schweizer Rechtssicherheit wichtig. Positiv im Hinblick auf Forschungskooperationen und Talente ist auch die Nähe zu den Hochschulen – etwa zur Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH in Zürich und zur Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Und in Winterthur hat das traditionelle industrielle Umfeld für uns einen grossen Mehrwert.
Welche Vorteile hat dieses Industrieumfeld für Kistler?
In Winterthur hat Maschinenbau seit über hundert Jahren Tradition. Es herrscht ein Arbeitsethos, das uns sehr entgegenkommt. Wir haben zehn Produktionsstandorte, der grösste befindet sich in Winterthur. Hier finden wir Mitarbeitende, die mit Leidenschaft hochkomplexe Sensoren herstellen und testen. Wir setzen zudem sehr stark auf Forschung und Entwicklung, um unseren Kunden und Geschäftspartnern innovative, zugeschnittene Lösungen für ihre Herausforderungen anzubieten.
Inwieweit wird von hier aus die Zukunft des autonomen Fahrens vorangetrieben?
Wir leisten einen Beitrag über die gesamte Wertschöpfungskette, vom Verbrennungsmotor bis zum Hybrid, von der Produktion bis zu individuellen Lösungen. An oberster Stelle steht die Sicherheit. Als Marktführer sind wir in erster Linie im Bereich der Testanlagen gefordert. Selbstfahrende Autos müssen noch umfangreicheren Sicherheitsanforderungen genügen und dabei ein Fahrgefühl ermöglichen, das so komfortabel wie möglich ist. Das hat zur Folge, dass wir die Systeme auf alle erdenkliche Arten testen. Mittlerweile läuft vieles davon virtuell, was grosse Vorteile in Bezug auf die Markteinführungszeit hat. Letztlich muss ein Fahrzeug jedoch auch die physischen Crash-Tests durchlaufen. Zweitens helfen unsere Systeme, Fertigungsprozesse zu optimieren. Mithilfe unserer Sensoren sind eine stärkere digitale Vernetzung und eine ganzheitlichere Konzeption möglich. Automobilunternehmen bilden mit ihren Effizienzansprüchen hier die Speerspitze, vor allem wegen der hohen Datenmenge, die verarbeitet werden muss, doch etwa auch Branchen wie die Medizintechnik – Medtech – nutzen die neuen Möglichkeiten, beispielsweise um mit einem sogenannten Digital Twin neue oder zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Warum Greater Zurich Area
Warum Greater Zurich Area
Weltweit führend bezüglich seiner Innovationskraft und der Gewinnung von Talenten, mit einem unternehmensfreundlichen Umfeld und der Stabilität und Verlässlichkeit der Schweiz bietet der Wirtschaftsraum Zürich international tätigen Unternehmen echten Mehrwert für ihre strategische Expansion.
Welche Trends sind dabei für Ihre Arbeit die grössten Treiber?
Zuvorderst natürlich die Forschung und Entwicklung sowie die Digitalisierung, um die Innovationen von morgen mitvoranzutreiben. Nachhaltigkeit ist für uns als produzierender Hersteller und in der Produktentwicklung sehr wichtig. Mit diesen Trends in Verbindung steht ein weiterer: Es geht immer stärker um die Netzwerkfähigkeit im Gesamtsystem, um einen kollaborativen Ansatz. Unsere Sensoren sind immer noch hundert Prozent Kistler – von der Idee, über die Entwicklung, die Produktion, den Vertrieb, bis hin zum Service. Doch jede Lösung und jedes Produkt muss so gestaltet sein, dass es in einer Gesamtarchitektur optimal seine Funktion erfüllt. Hierbei nehmen unsere Lösungen und Systeme eine Schlüsselrolle ein.
Wenn Sie in diesem Kontext an Innovationen denken: Welche der rund 30 Forschungskooperationen mit Hochschulen haben bei Kistler einen besonderen Stellenwert?
Auch hier stellen wir langfristige und vertiefte Zusammenarbeit in den Fokus. Wir sind mindestens mit zehn Lehrstühlen der ETH Zürich eng verbunden. Traditionelle Kooperationen gibt es zum Beispiel mit dem Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik, etwa mit dem Lehrstuhl von Professor Lino Guzzella. Der ehemalige ETH-Präsident sitzt auch in unserem Verwaltungsrat. Schweizweit sind wir auch Teil des Innovationsparks der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne EPFL. Dabei sind wir auch an der Schweizer und internationalen Start-up-Szene interessiert: Netzwerke werden immer wichtiger. Insgesamt haben wir in den letzten 20 Jahren 15 Unternehmen integriert. Heutzutage spielt die Verfügbarkeit von Wissen und dessen Aufbau eine immer wichtigere Rolle.
Interview: Yvonne von Hunnius
Zur Person / Zum Unternehmen:
Rolf Sonderegger ist seit 2001 CEO der inhabergeführten Kistler Gruppe. Sein Vater Hans Conrad Sonderegger hatte das Unternehmen gemeinsam mit Walter P. Kistler 1959 gegründet. Heute ist Kistler Weltmarktführer für dynamische Messtechnik zur Erfassung von Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung. Kistler-Sensortechnologie findet sich in der Automobilentwicklung und Industrieautomation sowie zahlreichen weiteren Branchen. Kistler beschäftigt weltweit rund 2’000 Mitarbeitende an über 60 Standorten. 2021 wurde ein Umsatz von 411 Millionen Franken erzielt, davon fliessen 7 Prozent in Forschung und Entwicklung. Insgesamt verfügt das Unternehmen über 973 Patente.
Weitere News
Kontaktieren Sie uns
Unsere Services sind kostenlos und beinhalten:
- Vermittlung von Schlüsselkontakten in Industrie, Wissenschaft und Verwaltung
- Beratung zu rechtlichen Rahmenbedingungen, Steuern, Arbeit, Markt und Unternehmensgründung
- Massgeschneiderte Besichtigungen, einschließlich Büro- und Co-Working-Space