Die Branche der humanoiden Robotik wächst rasant, getrieben von Fortschritten in KI und Automatisierung sowie steigenden Investitionen. Das International Humanoid Forum in Biel, Schweiz, bot einen Einblick in diese spannende Entwicklung. Unternehmen wie Booster Robotics und Unitree präsentierten ihre neuesten humanoiden Roboter, die Fähigkeiten zeigten, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Die Botschaft war klar: Humanoide Roboter sind keine Science-Fiction mehr, sondern entwickeln sich zu praktischen Lösungen für reale Herausforderungen.

Booster Robotics T1
Der T1 von Booster Robotics macht einen Spaziergang auf dem International Humanoid Forum.

 

Eine Chance für den Markt

Der Markt für humanoide Roboter wächst in einem bislang nie dagewesenen Tempo, darauf wies unter anderem Lukas Ziegler, eine führende Stimme im Bereich Robotik, hin. Während Goldman Sachs noch prognostizierte, dass der Markt bis 2035 ein Volumen von 38 Milliarden US-Dollar erreichen würde, ist dieser Wert bereits übertroffen worden: Allein Figure AI wurde kürzlich mit 39,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Dieses beeindruckende Tempo erinnert an das Mooresche Gesetz, das die rasante Entwicklung der Computertechnik beschreibt. Das schnelle Wachstum kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Weltweit steht die Industrie vor einer grossen Herausforderung – dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Von IngenieurInnne bis hin zu SchweisserInnen fällt es vielen Branchen zunehmend schwer, Fachkräfte zu finden. Humanoide Roboter könnten hier eine vielversprechende Lösung bieten.

 

Die Partnerschaft zwischen Mensch und Roboter

Ein zentrales Thema der Diskussionen war die Beziehung zwischen Mensch und Roboter. Statt sie als Konkurrenz zu betrachten, war man sich einig, dass die Technologie als Erweiterung des menschlichen Potenzials gesehen werden sollte. Die Welt ist von Grund auf auf den Menschen ausgelegt, was humanoiden Robotern einen natürlichen Vorteil gegenüber anderen Formen verschafft, da viele Aufgaben von kleineren oder vierbeinigen Robotern einfach nicht bewältigt werden können.

Humanoide werden Seite an Seite mit Menschen arbeiten, repetitive oder gefährliche Aufgaben übernehmen und dabei nahtlos mit menschlichen Arbeitskräften zusammenarbeiten.
Dr. Xavier Comtesse
Dr. Xavier Comtesse - Innovationsstratege und Co-Gründer von Manufacture Thinking

Von der Natur lernen

In seiner Keynote erläuterte EPFL-Professor Auke Ijspeert, wie der nächste grosse Fortschritt in der humanoiden Robotik durch das Entschlüsseln der Geheimnisse der Natur möglich wird. Durch die Kombination von Erkenntnissen aus Neurowissenschaften, Biomechanik und Robotik verschieben werden die Grenzen dessen, was Roboter leisten können, ausgeweitet. Mit Methoden wie Deep Reinforcement Learning lernen Roboter, ihr Gleichgewicht zu halten, sich an komplexe Umgebungen anzupassen und sich mit einer Effizienz zu bewegen, die der Tierwelt in nichts nachsteht. Dieser von der Biologie inspirierte Ansatz könnte die Interaktion von Robotern mit ihrer Umwelt grundlegend verändern, und uns einer Zukunft näherbringen, in der sie sich sich so flüssig bewegen, reagieren und anpassen können wie wir Lebewesen.

 

Auke Ijspeert
Professor Ijspeert erklärt, wie die zentralen Prinzipien der tierischen Fortbewegung humanoide Robotik voranbringen können.

 

Markteinführung und Herausforderungen

Tobias Schäfle vom Fraunhofer IPA stellte eine kommende Studie vor, die sowohl die Aussichten als auch die Herausforderungen für die humanoide Robotikbranche aufzeigt. Die Befragung von Systemintegratoren, Komponentenherstellern und potenziellen Endnutzern ergab, dass 74 % davon ausgehen, dass humanoide Roboter innerhalb von 3 bis 10 Jahren Marktreife erreichen werden. Die wichtigsten Bedenken reichen von nicht existierenden Sicherheitsstandards und dem Mangel an wirtschaftlich sinnvollen Anwendungen bis hin zu Problemen bei der Akzeptanz durch die Mitarbeiter.

Die Studie identifiziert zudem zentrale Entwicklungsthemen: Verbesserung der Sicherheitsfunktionen, Steigerung der Benutzerfreundlichkeit und Verbesserung der Umweltsensoren. Zu den wichtigsten Handlungsempfehlungen gehören die Einführung standardisierter Sicherheitsprotokolle, die Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen und die Erhöhung von Fördermittel für kritische Technologien, insbesondere in der Anfangsphase. Nur wenn diese Hindernisse beseitigt werden, kann sich die Technologie branchenübergreifend durchsetzen.

Das Silicon Valley der Robotik

Das Silicon Valley der Robotik

Die Schweiz ist bekannt als das Silicon Valley der Robotik, und die Greater Zurich Area trägt wesentlich zu dieser Spitzenposition bei: Ihre Hochschulen und Technologieunternehmen gehören zur Weltspitze in den Bereichen autonome und intelligente Systeme, Computer Vision, Sensorik und künstliche Intelligenz - alles zentrale Aspekte der Robotik.
 

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Robotics Teaser

Der Blick in die Zukunft

Steve Jobs hat einmal gesagt: „Die Menschen wissen nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt“. Dieses Zitat, das während des Forums wiederholt wurde, bringt den aktuellen Stand der humanoiden Robotik perfekt auf den Punkt. Auch wenn es nach wie vor Herausforderungen gibt, steht die Branche vor bedeutendem Wachstum und Fortschritt - in der Greater Zurich Area und darüber hinaus.

Der Weg in die Zukunft erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen technologischem Fortschritt und praktischer Anwendung, zwischen Innovation und Standardisierung sowie zwischen menschlichen Bedürfnissen und den Fähigkeiten von Robotern. Mit zunehmender Entwicklung der Branche werden wir auch eine zunehmende Integration von humanoiden Robotern in allen möglichen Bereichen erleben, die unsere Arbeits- und Lebensweise grundlegend verändern wird.

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