Im August hat Numbrs von Investoren 40 Millionen Dollar eingeworben und wird nun mit über einer Milliarde Euro bewertet. Welchen Anteil hat der Standort Zürich am Erfolg?
Fynn Kreuz: Wir sind von Grund auf ein Zürcher Unternehmen und profitieren von der Internationalität des Standortes, der ein regelrechter Meltingpot ist. Hier kann man hochrangige Professionals aus der ganzen Welt auf kleinem Raum treffen, was uns die Rekrutierung von IT-Fachkräften sehr vereinfacht. Die Stadt ist viel internationaler als manch andere europäische Metropole. Während sich die Diskussionen hinsichtlich Innovation oft auf die USA fokussieren, sehen wir, dass auch Innovation in der Schweiz stattfindet, insbesondere in der Wirtschaftsregion Zürich, die Technologiehochburg und Finanzzentrum ist. Unserer Meinung nach gehört Zürich zu den besten Fintech-Hubs der Welt.
Numbrs versteht sich nicht als Bank, sondern als Technologieunternehmen...
Absolut. Technologie ist unsere DNA und die Grundlage für unseren Erfolg. Deshalb haben wir jeden Schritt unserer technologischen Plattform selbst entwickelt. Besonders wichtig hierbei: unsere selbstlernende Software und alle Systeme rund um die Sicherheit der Kundendaten. Etwa die technisch komplexe und selbstentwickelte Video-Identifizierung können nur wenige Unternehmen weltweit bereitstellen. Unabhängigkeit steht bei Numbrs an erster Stelle. Das gilt für die Unabhängigkeit von Technologiezulieferern und auch von Banken und Versicherungen. Wir wollen als neutrale Plattform wahrgenommen werden und das Vertrauen der Nutzer gewinnen, die ihre persönlichen Finanzen selbstständig verwalten wollen. Um unabhängig zu bleiben, hält Gründer Martin Saidler auch bewusst noch rund 70 Prozent der Unternehmensanteile.
Welche Rolle spielen bei aller Unabhängigkeit Partner aus der Region?
Das Netzwerk im Wirtschaftsraum Zürich ist für uns sehr wichtig. Zu unseren Investoren gehören Persönlichkeiten wie Privatbankier Pierre Mirabaud. Auch Schweizer Finanzanbieter kooperieren mit uns: Etwa bietet die Zurich Gruppe Deutschland ihre Versicherungsangebote über Numbrs an.
Numbrs hat in Zürich bereits zwei Stockwerke ausgebaut, obwohl das Personal noch auf eines passt. Mit welchen Fachkräften wollen Sie wachsen?
Rund 90 Prozent unserer Fachkräfte sind in Zürich beschäftigt und wir bauen diesen Standort weiter aus. Hier bekommen wir die besten Experten. Für uns sind Datenwissenschaftler etwa von der ETH Zürich interessant. Auch ist die Region für ausländische Fachkräfte sehr attraktiv. Dazu tragen die zentrale Lage, die schöne Landschaft und hohe Stabilität bei – aber auch Technologieführer wie Google mit ihrem grössten Standort ausserhalb der USA
Welche Entwicklungsschritte sehen Sie in der nahen Zukunft?
Nach fünf Jahren, in denen wir uns vor allem auf die Entwicklung unseres Produkts konzentriert haben, rückt jetzt das Wachstum in den Vordergrund – bei Plattformen nennen wir das auch gerne die Skalierung. Dabei bauen wir auf den hohen Entwicklungsgrad unserer App und das bereits jetzt äußerst dynamische Nutzerwachstum auf. Geographisch liegt der Fokus in diesem Jahr noch auf Deutschland. Dort sind wir nun Marktführer unter den unabhängigen Finanz-Apps. Kommendes Jahr kommt Grossbritannien als zweiter Kernmarkt hinzu. Auch Produktseitig planen wir den weiteren Ausbau unseres Angebots mit führenden Partnern aus dem Banken- und Versicherungssektor.
Zu Numbrs/ Zur Person:
Fynn Kreuz ist CMO, Managing Partner und Executive Board Member von Numbrs Personal Finance, einem Technologieunternehmen mit Sitz in Zürich und mehr als 150 festangestellte Mitarbeitenden – davon arbeiten 90 Prozent in Zürich. Über die Finanz-App Numbrs können Nutzer in Deutschland ihre Bankkonten zusammenführen und verwalten. Dabei hilft die App bei der Finanz-Optimierung. Mit 2,2 Millionen-Downloads, 1,8 Millionen in die App eingebundenen Konten und 11 Milliarden Euro über die App verwalteten Geldern ist Numbrs die führende unabhängige Finanz-App im deutschen Markt. Seit August 2019 wird Numbrs mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet und gilt als erstes Schweizer Fintech-Unicorn. Insgesamt hat das Numbrs-Team um Gründer Martin Saidler bisher fast 200 Millionen Dollar an Investorengeldern eingeworben.
Interview: Yvonne von Hunnius
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